Rückenprobleme beim Pferd vermeiden

In der Praxis treten Veränderungen meist nicht spontan, sondern erst allmählich auf, sodass Sie als Pferdebesitzer das Problem oft leider erst sehr spät bemerken. Deshalb ist es von großem Vorteil, dass alle Menschen, die mit Pferden umgehen, weder die Augen noch den Mund bei ersten Anzeichen von Unstimmigkeiten verschließen.

Sollten Sie also ein ungutes Gefühl haben, fragen Sie gerne Ihren Reitlehrer, Tierarzt, Therapeuten oder auch einmal einen Stallkollegen. Ein Blick von außen hat schon oft geholfen, Probleme frühzeitig zu erkennen.

Reiten angenehmer gestalten

Das Pferd ist nicht zum Reiten geboren! Da wir es aber trotzdem tun, ist es die Pflicht eines Jeden, seinem Pferd mit guter Haltung, gutem Futter, individuellem Training und passendem Equipment ein glückliches Leben zu bereiten.

Unserer Erkenntnis nach sieht es in der Sattel-Praxis oft schon ganz gut aus. Häufig sind nur kleine Verbesserungen oder Änderungen in der Passform nötig. Oft kann man ohne viel Aufwand das Reiten für Pferd und Reiter angenehmer gestalten.

Ohne Sattel reiten

Warum nicht einfach ohne Sattel reiten? Welchen Sinn und Zweck hat der Sattel? Ist ein dickes Pad nicht genug? Wofür der ganze Aufwand? Vielleicht haben Sie sich das auch schon einmal gefragt. Sicherlich ist es richtig, dass jeder Reiter auch mal ohne Sattel reiten kann oder sogar sollte. Und jeder, der das schon einmal gemacht hat wird die Vor- und Nachteile zumindest teilweise kennengelernt haben. Der Sattel hat aber bestimmte Aufgaben.

Freihalten der Wirbelsäule

Sitzen wir ohne Sattel auf dem Pferd, vorausgesetzt das Aufsteigen ist geglückt, spannt sich die Haut des Pferdes über die Wirbelsäule. Außerdem entsteht durch unser Schambein Druck an den Dornfortsätzen. Selbst bei Pferden mit in die Muskulatur eingebetteten Dornfortsätzen, bringen wir beim Reiten ohne Sattel durch unsere Po-Backen Druck und Reibung auf diesen empfindlichen Bereich. Das soll und kann durch den Sattel verhindert werden.

Er schützt die Wirbelsäule vor Druck und verteilt ihn gleichmäßig auf die Muskulatur.

Freie Bewegung der Schulter ermöglichen

Der Sattel soll unangenehme Druckspitzen in der Muskulatur verhindern. Ohne Sattel drücken wir jedoch mit unseren Gesäßknochen auf dem oberflächlichen, breiten Rückenmuskel. Dieser Muskel setzt am Oberarm an und geht hinten in die breite Rückenfaszie über. Dadurch wird u.a. die Bewegung des Schulterblattes behindert.

Reitergewicht optimal verteilen

Der Sattel soll das Gewicht des Reiters auf eine größere Fläche verteilen, denn, das kennen wir aus der Physik und auch aus eigener Erfahrung, der Druck nimmt mit zunehmender Fläche ab. Sprich: Der schwere Rucksack (Reiter) ist mit breiten Trageriemen (Sattel) leichter zu tragen, da das Gewicht auf eine größere Fläche drückt.

Hierbei ist allerdings zu beachten, dass ein Dressursattel eine andere Anforderung hat als ein Wanderreitsattel.

Unabhängige Hilfengebung

Der Sattel verändert unseren Sitz auf dem Pferd. Er ermöglicht es uns, je nach Anforderung, eine andere Sitzposition einzunehmen als die, die uns das Pferd vorgibt. Unser Becken und daraus resultierend unsere Schenkel nehmen eine andere Lage bzw. Stellung ein. Dies wird besonders bei „rundrippigen“ Pferden deutlich. Nur wenn wir die naturgemäße Formgebung des Pferderückens durch den Sattel verändern, können wir frei und locker sitzen. Wir stören das Pferd weniger und können unmissverständliche Schenkel- und Gewichtshilfen einsetzen.

„Sattelloses „Auf-dem-Pferd-Herumrutschen“ entspricht zwar sentimentalen Jungmädchenträumen, hat aber nicht das geringste mit pferdegemäßen Reiten zu tun und macht jede Pferdeausbildung zur Katastrophe für das Tier“ (Zitat: Sadko G. Solinski – Reiter, Reiten Reiterei – Seite 99, Olms Verlag)

Das Zitat ist sicherlich etwas hart, aber es trifft die Sache auf den Punkt. Ohne Sattel reiten ist mal in Ordnung, für die Gymnastizierung des Pferdes ist allerdings ein Sattel dringend erforderlich. Und eines sollten wir nie vergessen: Durch das Reiten soll die Lebensqualität unserer Pferde verbessert werden.

Ein gutes Pferd hat keine Farbe. Gleiches gilt auch für den Sattel.

Für uns Sattler wäre das Leben eh leichter, wenn alle Sättel schwarz wären. Spaß beiseite. In erster Linie muss ein Sattel seine Aufgaben erfüllen. Macht er das nicht, ist er sein Geld nicht wert, egal wie toll er aussieht und wie gut er verarbeitet ist.

Vor dem Kauf Ihres Pferdes haben Sie ja (hoffentlich) auch überlegt, was Sie mit ihm später machen wollen. Leider werden hier schon viele Entscheidungen möglicherweise nicht richtig getroffen, die später zu Problemen führen. So haben wir schon ein Quarter-Horse gesehen, dass im Springsattel Dressur geritten wird. Glauben Sie bitte nicht, dass wir uns so etwas ausdenken. Wir haben schon viele Beispiele dieser Art gesehen. Also im Idealfall passt alles zusammen.

Reitweise

Jeder Sattel erfüllt die Anforderungen der Reitweise, für die er gebaut wurde. Ähnlich wie Schuhe – oder gehen Sie in Pumps auf Wandertour oder in Arbeitsschuhen auf einen Ball zum Tanzen? Wohl kaum!

Also, der Dressursattel zeichnet sich z.B. durch eine kleinere Auflagefläche aus. Dadurch können Gewichtshilfen mit minimalerem Aufwand ans Pferd gegeben werden, als bei einem Wanderreitsattel. Dieser zeichnet sich wieder durch andere spezielle Details aus usw.. Optimal ist es, wenn alles zusammen passt.

Dressurpferd – Dressursattel – Dressurreiten
Springpferd – Springsattel – Springreiten
Westernpferd – Westernsattel – Westernreiten
Barockpferd – Barocksattel – Barockreiten usw.

Aber okay, wo die Liebe hinfällt. Und zum Glück gibt es ja Sattler, die auch aufgrund des technischen Fortschritts heute fast alles möglich machen können