Immer wieder werden wir gefragt: „Soll ich meinen Sattel fetten oder lieber ölen?
Eine durchaus wichtige Frage, denn mit der falschen Pflege können Sie durchaus großen Schaden an Ihrem Lederzeug anrichten. Um die Frage vollständig zu beantworten, müssen wir ein wenig ausholen. Warum? Ganz einfach: in der Gerbung liegt das Geheimnis.
Es gibt mehrere auf verschiedene Art gegerbte Leder – auch an ihrem Sattel – und diese brauchen unterschiedliche Pflege. Bevor wir über Leder sprechen, sehen wir uns den Rohstoff „Leder“ genauer an. In der Sattelproduktion wird überwiegend Rinderhaut verwendet. Sie besteht aus:
- Oberhaut
- Papillarschicht
- Lederhaut
- Unterhaut
Das fertige Leder besteht nur noch aus:
- der Papillarschicht (die feine Oberseite) und
- der Lederhaut (die faserige Unterseite)
Der Rest wird in der „Zurichtung“ des Leders entfernt. Die Oberseite des fertigen Leders nennt man „Narbenseite“ (Nappa), die Unterseite nennt der Fachmann „Fleischseite“ (oder Velour). Übrigens ist die Rohware ein Abfallprodukt. Leder wird erst durch die aufwendige Bearbeitung so teuer. Aber auch die „Abfallprodukte“ in der Lederherstellung sind nicht ungenützt. Aus der entfernten Unterhaut werden z.B. Gummibärchen gemacht – kein Witz.
Jeder weiß: Leder wird gegerbt! Doch was ist gerben?
Durch das Gerben wird die Haut haltbar gemacht. Sie soll nicht faulen und nicht brechen. Dafür wird die Haut in einer pflanzlichen oder mineralischen Gerbbrühe gebadet und so konserviert. Am Reitsattel finden wir in der Regel beides – pflanzlich und mineralisch gegerbtes Leder. Es gibt auch gemischt gegerbtes Leder.
Aus der Gerbung, der Fettung, dem Alter und der Nutzung des Leders ergibt sich dessen Pflegebedarf. Nach der Gerbung werden die Leder werkseitig gefettet. Einige werden mit mehr „flüssigen“ Fetten bearbeitet (z.B. Geschirrleder) und andere mit mehr „festen“ Fetten (z.B. Trensenleder) – je nach Verwendung. Wobei jedes Fetten immer beide Bestandteile enthält, nur in einer anderen Gewichtung. Flüssigere Fette allerdings dringen tiefer in das Leder ein und schützen es intensiver, auch bei höchster Belastung. Andere Leder sind aufgrund ihrer Gerb-Art „geschützt“.
Tipp: Sattelstrippen und Gurtung nie ölen.
Sie sehen also, die Frage ist ölen oder fetten besser, ist nicht klar zu beantworten. So viel als kleiner Einblick in die Lederkunde.
Wir selbst benutzen überhaupt kein Öl zu Lederpflege. Dies liegt aber an der Lagerung unsere Ledersachen und unserem Klima, da geöltes Leder in unserem feuchten Klima – im Gegensatz zur geringen Luftfeuchtigkeit in Spanien beispielsweise – leicht schwammig und glitschig wird. Gerade wenn das Öl üppig gebraucht wird.
Zusammenfassend können wir sagen: Neues, leicht beanspruchtes und korrekt gelagertes Leder braucht nur ein leichtes Fetten. Altes, trockenes und stark beanspruchtes Leder kommt mit einer Pflege mit Öl gut zurecht.
Lieber reinigen statt viel fetten
Viel wichtiger als die Frage, ob Öl oder Fett, ist der Gebrauch der Sattelseife. Die heutigen Seifen sind inhaltsstofflich auf den Lederbedarf abgestimmt und schon leicht fettend. Gerade die regelmäßige Pflege des Sattelkissens, der Schweißblätter und des Sattelgurts – also alles was mit dem Pferd direkt in Kontakt kommt – ist sehr wichtig. Diese Sattelteile sind stets sorgsam von Pferdeschweiß und Schmutz zu reinigen.
Und wie machen Sie das jetzt am besten?
Gehen Sie genauso vor, als ob Sie sich selbst pflegen. Denn Haut ist Haut. Machen Sie den Sattel als erstes feucht und seifen Sie ihn dann gut ab. Dabei bildet sich meist ein leichter Schaum. Lassen Sie den Schaum kurz einwirken. Anschließend nehmen Sie den Seifenschaum mit einem sauberen feuchten Schwamm gründlich wieder ab. Danach können Sie das noch leicht feuchte Leder mit Lederfett oder -balsam einreiben.
Wichtig: Reinigen und pflegen Sie Ihre Ledersachen nicht in der prallen Sonne, das Leder würde dabei austrocknen. Raue Lederflächen, wie z.B. Velour- und Nubuk-Leder würden durch fetten glatt werden. Benutzen Sie dafür ggf. Spezialpflegemittel.
Insidertipp: Wenn Sie noch mehr Informationen über Lederpflege haben möchten oder eine Lösung für ein spezielles Lederproblem suchen, besuchen Sie die Website www.lederzentrum.de, dort finden Sie viele weitere Tipps über Leder.