Was ist die Sattellage eigentlich
Die Sattellage ist der Bereich auf dem Pferd, in dem der Sattel zum Reiten platziert wird. Sie beginnt hinter der Schulter und endet über dem 18. Brustwirbel. Das ist die einzige Stelle, an der der Reiter gut auf das Pferd einwirken und das Pferd sich frei bewegen kann. So einfach ist das.
Warum ist es wichtig, die richtige Sattellage zu ermitteln?
Leichter für das Pferd wäre die Positionierung des Reiters auf der Kruppe – aber haben Sie schon mal versucht, hier sitzend eine Dressurlektion zu reiten oder zu springen? Okay, Spaß bei Seite. Beachten Sie bitte, dass auch der Schulterblattknorpel vor dem Sattel liegen soll. Das Reitergewicht ist mittig über dem 12./13. Brustwirbel positioniert und wird von dort über den Sattel nach vorn und hinten verteilt. Um das Reitergewicht zu „stützen“ liegen unter der Sattellage praktischer Weise ca. 10 Rippenpaare, die mit dem Brustbein verbunden sind. Sozusagen eine „Tonne“ auf der wir sitzen.
Definiert wird die Sattellage weiterhin von der Länge und Breite der Dornfortsätze. Hier spielen die Dornfortsätze des Widerristes eine besondere Rolle, da sie nicht, wie bei den übrigen Brustwirbeln in Muskulatur eingebettet sind, sondern quasi aus ihr herausragen. Aufgehängt ist das Ganze an den Hals- und Nackenbändern. Die Rücken- und Bauchmuskulatur ist keine tragende Muskulatur, sondern bewegt das Pferd in erster Linie. Sie muss also absolut locker bleiben, um diese Funktion zu erfüllen. Vorn ist unsere „Tonne“, zwischen den Schulterblättern, wie in einer Hängematte, in Muskulatur und bandhaften Verbindungen aufgehängt, was zu einer hervorragenden Stoßdämpfer-Eigenschaft führt und uns beim Reiten mit trägt.
Da das Schulterblatt einen sehr beweglichen, flexiblen Part darstellt, reagiert das Pferd hier höchst empfindlich auf Druckbelastungen und mechanischen Reiz. Stellen Sie sich vor, Sie müssten zwei Wassereimer an einem Gestell auf den Schultern tragen. Dies ist aber so kurz, dass es Sie sogar seitlich in die Arme drückt und jede Bewegung schwierig macht. Das Resultat wäre, dass die Nacken- und Schultermuskeln verspannen. Genauso reagiert Ihr Pferd. Was erklärt, warum der Sattel hinter der Schulter liegen muss.
Die Muskeln, die unter dem Sattel verlaufen, sind u.a. folgende: Trapezmuskel (m. trapezius), breiter Rückenmuskel (m. latissimus dorsi), langer Rückenmuskel (m. longissimus dorsi) und der gemeinschaftlicher Rippenmuskel (m. iliocostalis). Wobei die oberflächlichsten und zuerst durch den Sattel beeinflussten Muskeln der Trapez- und breite Rückenmuskel sind. Beide sind zuständig für die Bewegung der Vorhand. Der m. latissimus dorsi, der lange Rückenmuskel hat durch die Verbindung mit der Lendenfaszie auch Einfluss auf Becken und Hinterhand.
Wieso verändert sich die Sattellage- liegt mein Sattel noch richtig ?
Die Sattellage ist abhängig von einigen Faktoren. So haben z.B. Futter, Haltung und Alter genauso Auswirkung auf die Veränderung der Sattellage, wie Krankheit, Training und letztendlich die Ausrüstung. Wobei bei letzterem nicht nur der Sattel Probleme bereiten kann, sondern z.B. auch die Stalldecke (durch drücken, zu lang, zu kurz, zu eng).
Unterscheiden muss man das Maß bei der Einwirkung auf die Sattellage. Das Training, also der Reiter und die Ausrüstung haben natürlich die größte Einwirkung auf Veränderungen der Sattellage. Futter, Haltung, Krankheit und Alter wirken sich eher indirekt aus.
Weinerlich oder konkreter Grund zur Beschwerde
Unsere Pferde sind sensible Tiere, die Unwohlsein schon früh äußern. Als verantwortungsvoller Pferdemensch sollte man das Pferd als Ganzes sehen und immer ein Ohr auf die kleinen Veränderungen bei seinem Tier haben. Halten diese über längere Zeit an, prüfen Sie kritisch, ob und was falsch läuft. Und das bitte in jedem Bereich !
Verstehen Sie uns nicht falsch – Sie sollen nicht die Flöhe husten hören und bei jeder „Laune“ Ihres Pferdes Amok laufen. Aber mit Feinfühligkeit und ehrlichem Realismus haben Sie die Chance, ein Problem rechtzeitig zu erkennen und zu beseitigen, bevor wirklicher Schaden entsteht. Dazu gehören auch die unangenehmen Fragen: Stimmt mein Training? Habe ich vielleicht mein Pferd überfordert? Brauche ich die Unterstützung eines Reitlehrers? usw.
Ehrlich währt am längsten
Arbeiten Sie mit fremden Pferden – als Trainer, Sattler oder Therapeut – ist die Kontrolle des gesamten Umfeldes des Pferdes für Sie selbstverständlich. Unsere Bitte: Seien Sie ehrlich, aber selbstverständlich gefühl- und respektvoll zum Besitzer des Tieres. Er will i.d.R. nur das Beste für sein Pferd und manchmal fallen Missstände im Alltag einfach nicht auf.
Okay – das war ein brenzliges Thema, welches uns aber auch besonders am Herzen liegt, da es hier um Pferde geht, die von unserer Betreuung abhängig sind.
Wie ermittle ich die Sattellage bei meinem Pferd?
Tasten ist die beste Methode:
Vorn: Legen Sie die Hand auf den obersten Rand des Schulterblattes. Bei speckigen Pferden benötigen Sie etwas „Fingerspitzengefühl“. Fahren Sie dann in Richtung Schweif die Kante des Schulterblattes ab. Sie werden (etwa auf gleicher Höhe wie die Kante des Beckenknochens hinten) die „Nase“ des Schulterblattknorpels fühlen können. Dahinter beginnt die Sattellage des Pferdes.
Hinten: Etwa auf gleicher Höhe des Buggelenks können Sie hinten den Rand der letzten Rippe ertasten. Fahren Sie diesen Rand in Richtung Wirbelsäule nach (die Rippen verlaufen im leichten Bogen nach vorn). Sind Sie an der Wirbelsäule angekommen haben Sie das Ende der Sattellage ermittelt. Markieren Sie anfänglich beides gerne mit Kreide, das schult das Auge.